Nachhaltigkeits-Blog

Hier findet ihr die neusten Beiträge von uns zum Thema Nachhaltigkeit! 

Von Hanna-Lena

Ein kleines Gedankenexperiment: Du stehst im Supermarkt und möchtest frisches Obst und Gemüse einkaufen. Du achtest darauf Verpackungsmüll zu sparen und entscheidest Dich für die losen Bananen und die unverpackte Gurke. Zuhause bist Du froh, dass Du etwas Gutes für die Umwelt getan hast und entsorgst die Bananenschale im Biomüll. Hast Du darauf geachtet was Du weggeworfen hast?

Auf der Schale des Obsts und Gemüses klebend, geben sie Auskunft über Sorte und Herkunft oder werben damit, dass die beklebte Frucht aus biologischem Anbau zu kommt: Die Aufkleber. Sie sind durch die Lebensmittelindustrie eingesetzt, um Verpackungsmaterial zu sparen. Trotzdem soll dem Kunden so eine Hilfestellung gegeben werden, damit er den Überblick behält, welche Produkte er gerade kauft. Grundsätzlich erfüllt das Etikettieren einen besseren Zweck, als die Plastikfolien und beschichteten Pappkartons es als Verpackung tun. Aber womit haben wir es bei den kleinen Stickern aus Kunststoff, Papier oder Aluminium eigentlich zu tun?

Die Aufkleber bestehen häufig aus mehreren Schichten verschiedener Materialien, die zusammengesetzt und mit Klebstoffen fixiert werden. Viele hauptsächlich aus Plastik bestehende Etiketten, werden aus Polypropylen, Polyethylen oder anderen Ethylen-basierten Kunststoffen hergestellt. Bei den Aluminiumstickern handelt es sich fast immer um eine dünne Aluminiumfolie, die entweder mit einer bedruckten Plastik- oder Papierschicht versehen ist. Selbst bei den Papieraufklebern kommt es in manchen Fällen vor, dass die Oberfläche mit bestimmten Versiegelungen beschichtet ist, damit diese nicht so stark Nässe-empfindlich sind.

Bei der Großzahl getesteter Aufkleber können außerdem Alterungsschutzmittel, sowie Druckfarbenrückstände, Konservierungsstoffe und unerwarteterweise Weichmacher gefunden werden, diese aber immer nur in sehr geringen Mengen. Da aber noch nicht erforscht ist, inwieweit die Bestandteile von Obst- und Gemüseaufklebern auch in die Schale des Lebensmittels übergehen können, ist besonders der Fund von dem Weichmacher DEHP in Stickern aller Materialen zu kritisieren. Dieser hat bewiesenermaßen eine hormonelle Wirkung im menschlichen Körper.

Eine Verbraucherumfrage hat herausgestellt, dass viele der Konsumenten nicht über das richtige Entsorgen der kleinen Aufkleber im Restmüll aufgeklärt sind, weshalb ein Großteil der Sticker mit in der Biotonne landet. Aufgrund des Verrottungsverhalten der Aufkleber hat das allerdings erhebliche Konsequenzen für die Umwelt. Wahrscheinlich ist bekannt, dass vor allem Plastik eine enorme Langlebigkeit hat, aber auch Aluminium braucht selbst in einer Verrottungsanlage mehr als die in der DIN Norm für Kompostierbarkeit (DIN EN 13432) festgelegten 12 Wochen, um sich zu zersetzen. Die Plastik- und Aluminiumsticker verlieren, im Gegensatz zu den Papieraufklebern, kaum an Form, höchstens an Farbe, wobei noch zu klären ist, wie viel dieser Farbstoffe ebenfalls im Kompost verbleibt. Was ist also das Problem für die Umwelt?

Weil sich die Plastikaufkleber bzw. Plastikanteile in den verschiedenen Aufklebern und das Aluminium nicht abbauen, wird die Qualität der Komposterde gemindert. Nicht nur, dass in der untersuchten Komposterde, in der das Zersetzungsverhalten der Obst- und Gemüseaufkleber beobachtet wurde, noch Rückstände des Weichmachers DEHP gefunden werden konnten, es landen auch die zerstückelten Sticker als Mikro- oder Nanoplastik mit dem ausgetragenen Kompost auf unseren Äckern. Im Boden untergemischt, haben die Partikel Auswirkungen auf die Bodenlebewesen und können in ihrer kleinsten Form sogar von Pflanzen aufgenommen werden. Somit kann das Plastik und viel mehr noch die an dem Nanoplastik anhaftenden Schadstoffe in unsere Nahrungskette gelangen.

Die gravierende Belastung der Böden mit Mikroplastik wird gegenüber dem Plastikanteil in den Weltmeeren auf mindestens das Vierfache geschätzt, dennoch werden die Plastikpartikel zum Teil aus der Erde ausgewaschen und mit dem Grundwasser in die Flusssysteme geschwemmt, die in die Meere münden.

Fazit: Es lohnt sich selbst beim Entsorgen seiner Obst- und Gemüseschalen aufmerksam zu sein und zu wissen, worauf geachtet werden muss!

Zudem kann beim nächsten frischen Einkauf über folgende Alternativen nachgedacht werden: Im Supermarkt kann geschaut werden, ob es das Gemüse der Wahl auch mit dem „Natural Branding“ ausgezeichnet gibt, statt der Etikettierung mit den Aufklebern. Beim Natural Branding wird in die oberste Schicht der Schale das Label gelasert, wobei das Lebensmittel unter der Schale nicht beschädigt wird. Diese Methode ist allerdings noch nicht sehr häufig in den Supermärkten eingesetzt. Eine bessere Alternative dazu wäre zum Beispiel der Einkauf im Biomarkt, in denen das Obst und Gemüse in den aller meisten Fällen gar keine Aufkleber besitzt. Unabhängig von Biomärkten, die nicht in allen Städten und Dörfern ansässig sind, kann aber auch ganz einfach ein Teil der Einkäufe auf dem Wochenmarkt erledigt werden, so werden nicht nur die Aufkleber gespart, sondern auch direkt die Landwirte und Aussteller vor Ort unterstützt. Falls Obst und Gemüse mit Aufkleber gekauft werden, gehören diese Sticker dementsprechend in den Restmüll.  

Von Hanna-Lena

Unter anderem Bambus gewinnt als Ersatzstoff zu Plastik einen immer bekannteren Ruf und findet zunehmend Verarbeitung in alltäglichen Produkten, die zuvor standardmäßig aus Plastik oder Papier-Verbundstoffen hergestellt waren. Somit wird uns als Verbraucher ein – glücklicherweise – ständig wachsender Markt nachhaltiger Alternativen präsentiert, die häufig die Aufschrift ‚Biologisch abbaubar‘ erhalten. Jedoch ist zu hinterfragen, wie nachhaltig diese Öko-Alternativen wirklich sind und was beachtet werden muss.

Mittlerweile kennen sie fast alle: Die Bambuszahnbürste. Hergestellt aus Bambus, verpackt in einer Pappschachtel, bekommt man sie in vielen Drogeriemärkten oder Unverpackt-Läden. Gleichzeitig kommen die meisten aus fairem Handel und viele von den Produktvarianten sind vegan. Allerdings gilt es bei der Vielfalt die Übersicht zu behalten: Neben den oben genannten Kriterien ist der Zahnbürstenkopf eines der Hauptunterscheidungsmerkmalen der verschiedenen Zahnbürsten. Während die Varianten, die Naturfasern nutzen, auf abgekochte Schweineborsten setzen, handelt es sich bei der veganen Version um Borsten aus Nylon oder dem sogenannten Nylon4. Nylon4 wird zum Teil auf Rizinusöl-Basis hergestellt und fällt somit unter die Kategorie ‚biobasierter Kunststoff‘. Das heißt, auch Bambuszahnbürsten können zu Problemen in der Entsorgung führen.

Es gibt eine Arbeitsgruppe die sich mit der Zersetzung dieser Bambuszahnbürsten mit Nylonborsten nach der DIN 13432 auseinandergesetzt hat, indem eine dieser Zahnbürsten von der Marke Hydrophil in einer Kompostanlage unter realen Bedingungen kompostiert wurde. Dabei stellte sich heraus, dass die in der Norm vorgeschriebene Zersetzungszeit von 12 Wochen, nicht ausreicht, um den Borstenkopf zu zersetzen. Produkte dieser Art dürften also eigentlich nicht als biologisch abbaubar deklariert werden.

Allerdings gibt es als vegane Alternative nur wenige andere Stoffe, unter anderem Bambus-Viskose, wobei jedoch bei einem einfachen Verbrennungstest häufig trotzdem Plastik in den Borsten festgestellt werden kann.

Also gilt: Weiterhin zur nachhaltigen Alternative greifen, nur bei der Entsorgung muss aufgepasst werden. Einfach den Kopf der Bambuszahnbürste abbrechen, so kann der Bambusstil in der Biotonne und der Kopf separat in den Restmüll entsorgt werden. Mittlerweile gibt es auch schon Versionen, die mit einer Trennlinie das Auseinanderbrechen erleichtern.

Ein anderes Produkt, das uns immer häufiger auf dem Markt begegnet, ist der Mehrweg-Togo-Becher aus Bambus.

Auch hier bekommt man oft durch die Werbung mit Sätzen, wie „aus umweltfreundlichen Bambusfasern hergestellt“ fälschlicherweise den Eindruck von einem 100% natürlichen Produkt. 

Dabei stellt man schnell fest, dass es mehr braucht, um so ein Behältnis, gerade für den Kontakt mit Heißgetränken, zu stabilisieren und robust zu machen.

Woraus bestehen also die meisten To-Go-Becher noch?

Damit der Becher zusammenhält, muss dem Bambus ein Klebstoff hinzugefügt werden, dieser ist in den meisten Fällen Melaminharz. Dieser Stoff – bestehend aus dem Kunststoff Melamin und Formaldehyd – ist eigentlich ungefährlich, solange die Nutzung bei unter 70 Grad erfolgt. Diese Bedingung ist mit dem Befüllen und Trinken von Heißgetränken aus den Bambusbechern aber offensichtlich nicht erfüllbar. So wurden in mehreren Proben eine höhere Konzentration von Melamin und Formaldehyd im Getränk in Bambusbechern gefunden. Melamin zählt dabei als Verursacher von Erkrankungen der Nieren und Blase, wobei Formaldehyd als Auslöser für Allergien und Atemwegserkrankungen gilt.

Daher gibt es von mehreren Stellen die Empfehlung auf Bambusbecher zu verzichten und sich nach anderen Alternativen umzuschauen. Nur um mal ein Beispiel zu nennen, kann man auf schicke Porzellan-togo-Becher zurückgreifen und wenn einem das zu heikel ist, dann gibt es auch Edelstahl-Varianten, die meistens in Bezug der Thermofunktion sogar nochmal auftrumpfen können.

Von Anne

Als Alternative für die in den vergangenen Jahren stark in Verruf geratenen Kunststoffe, auf der Basis von Erdöl und Erdgas, werden immer häufiger scheinbar nachhaltige und umweltschonende Biokunststoffe auf dem Markt angeboten. Es klingt vielversprechend: So genanntes ‘Bioplastik’, das einfach verrottet, anstatt die Natur zu verschmutzen. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff ‘Bioplastik’?

Unter dem Begriff Bioplastik werden Kunststoffe gefasst, die entweder ‘biobasiert’ und/oder ‘bioabbaubar’ sind.

Biobasiert: Werden teilweise oder vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt.

Ist es gut Bioplastik aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen?

Bei dem Begriff nachwachsende Rohstoffe schwingt die Illusion mit, dass es sich hier um eine unbegrenzt verfügbare Ressource handelt. Allerdings kommen auch diese Rohstoffe nicht ohne Flächen und Dünger aus. Zudem muss die Frage gestellt werden, ob Flächen besser für Nahrung oder ein Wegwerfprodukt verwendet werden sollten. Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Bioplastik dürfen nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelherstellung stehen.

Bioabbaubar: Lassen sich unter bestimmten Temperatur-, Sauerstoff-, und Feuchtebedingungen, durch den Einfluss von Mikroorganismen oder Pilzen zu mehr als 90% abbauen. Sind nicht zwangsläufig aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt.

Kann und wird bioabbaubares Plastik tatsächlich abgebaut?

Die genannten Bedingungen finden sich nicht auf dem heimischen Kompost, oder im Meer, sondern nur in speziellen industriellen Kompostieranlagen. Doch landet das Bioplastik dort? Meist nicht. Aus dem gelben Sack wird es aussortiert und verbrannt, da es die Qualität der Recyclate vermindert. Im Biomüll kann es nicht von herkömmlichen Kunststoffen unterschieden werden und wird ebenso aussortiert und verbrannt. Der ‘richtige’ Ort für Bioplastik ist demnach der Restmüll, bei dem es aber ebenfalls in der Verbrennung endet.

Im Ergebnis zeigen Ökobilanzen, dass biobasierte Kunststoffe keine generellen Umweltvorteile gegenüber herkömmlichem Plastik aufweisen. Die Herstellung von Bioplastik spart zwar gegenüber herkömmlichem Plastik CO2 und fossile Rohstoffe ein, allerdings bringen sie neue Probleme mit sich. Der Anbau der „Plastikrohstoffe“ wirkt sich negativ auf die Umwelt aus. Denn auch hierfür wird Erdöl benötigt, zum Beispiel für die Herstellung von Diesel und Düngemitteln. Zudem wird der Boden, der besser für die Herstellung von Nahrungsmitteln genutzt werden sollte, oft überdüngt, was dazu führt, dass zu viele Nährstoffe in Flüsse und Seen gelangen (Eutrophierung). Aus den geernteten Pflanzen muss danach erst noch energieaufwändig Plastik erzeugt werden, was wiederum zu Umweltbelastungen führt.

Die Naturraumbeanspruchung, die Eutrophierung und Versauerung von Böden und Gewässern sowie der Verlust von Biodiversität führt im Vergleich tatsächlich meist zu stärkeren Umweltauswirkungen im Vergleich zur herkömmlichen Kunststoffproduktion.

Und zu guter letzt: Bioplastik erweckt bei Verbrauchern oftmals den Eindruck, dass einfach in der Umwelt entsorgt werden könne, “da es sich ja eh abbaut”. Letztendlich kann dadurch die Problematik der Vermüllung noch weiter zunehmen.

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